All these Signs...Overwriting the Subject, Galerie Raum mit Licht, 2014

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All these signs...Overwriting the subject, 2014

Die Methodik in Iris Andrascheks Arbeiten ist wesentlich vom fotografischen Festhalten ritualisierter Handlungen des Menschen im öffentlichen Raum, sowie durch installative Eingriffe in ebendiesem geprägt. Zuweilen treten diese beiden künstlerischen Vorgangsweisen in ein gegenseitiges Wechselspiel ein, wenn die Künstlerin – wie in der gegenwärtigen Ausstellung – Fotografien, die sie zuvor im öffentlichen Raum installiert hat, im nunmehr bereits angewitterten und verblassten Zustand zurück in den Ausstellungsraum holt. Sie überführt diese Fotografien in dieser Handlung nicht einfach einem neuen Zweck, sondern macht einen transitiven Prozess sichtbar, dessen Ursprung in den Bildern der realen Welt zu suchen ist. Dem Ritus in seiner wiederholenden Bestimmung eines vergangenen Ideals schreibt sich nämlich – im Deleuze'schen Sinn – gleichzeitig die Differenz mit ein, der wir als Subjekte unterworfen sind. Die reine Wiederholung, gleichgültig ob im Bildinhalt oder in der Bildform, gibt es demnach nur im Objekt. Die Gedanken zum Ritus als artifizielles Produkt menschlichen Schaffens können in Iris Andrascheks Arbeit jedoch nicht ohne die Auseinandersetzung mit dessen Gegenstück, dem natürlichen Zyklus, verfolgt werden: Wind und Wetter sind der Prüfstand für das fotografische Material, verändern oder löschen gar Inhalte und damit das Subjekt, während der fotografischen Arbeit selbst derart erst Leben eingehaucht wird, um im Ausstellungsraum in ein adäquates Verhältnis zu eigenen oder anderen Arbeiten treten zu können. Diese zeigen sich unter anderem in der Setzung von Metallgitterstrukturen innerhalb des Raumes 2 der Galerie: Kam diesen noch – im öffentlichen Raum frei stehend – eine präsentative Funktion für die Fotografien zu, so erfahren die Gitter als Rauminstallation eine weitere Lesart: Rosalind Krauss stellte bereits fest, dass die geschaffene Kadrierung eines Raumes den Betrachter auf die Ambivalenz eines Fensters, dessen begrenzende als auch öffnende Aspekte verweist. Diese Feststellung wird somit in einer Parallelbewegung nicht nur konkret auf jene Fotografien angewandt, welche an den Gitterstrukturen angebracht sind, sondern Iris Andraschek begreift das Medium in seiner Prozessualität zwischen innerer und äußerer Realität auch als Ausgangspunkt ihrer vielen Zeichnungen.

Exzerpt aus dem Ausstellungstext von Andreas Müller

 

 

All these signs...Overwriting the subject, 2014

 

The method employed in Iris Andraschek's works is, in contrast, essentially characterised by the capturing in photographs of the ritualised actions of people in public space, along with the impact on these of interventions installed in the space concerned. At times these two artists' approaches mutually interact when the artist — as in the current exhibition — brings photographs that she had previously installed in public space back to the exhibition space in a paled and weather-beaten state. She does not simply endow these photographs with a new purpose, she renders a transitive process visible whose origins are to be found in the images of the real world. In its repetitive nature based on past ideals, the ritual simultaneously subscribes to — in Deleuze's sense — the difference we are subjected to as subjects. The pure repetition, regardless of whether of the subject matter of the image or the form of the image, accordingly exists only in the object. The thought of the ritual as an artificial product created by people can not be pursued in Iris Andraschek's work, however, without its counterpart the natural cycle: wind and weather are the test of the photographic material, the alteration or even erasing of content and so of the subject matter, while the photographic piece itself is first endowed with life by this process so as to be capable of entering into a relationship with the artist's own or another's works in the exhibition space. This is shown by, among other things, the positioning of gridded metal structures in the gallery's Raum2: just as — standing in public space — they had been allotted a display function for the photographs, so they acquire a further reading when installed in the gallery. Rosalind Krauss once stated that the inclusion of a grid in a space provides the viewer with an allusion to the ambivalence of the window as an enclosure as well as an opening. This is, in a parallel movement, not only applied in concrete terms to those photographs mounted on the trellis structures, Iris Andraschek also regards the medium in its processuality between inner and outer reality as a starting point for her many drawings.

 

 

Excerpt from the exhibition text of Andreas Müller

 

Where to draw the line, Salzburger Kunstverein, 2013

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Where to Draw the Line, 2013 

 

Der Titel der Ausstellung ist vieldeutig, er fragt nach dem Ort, wo eine Grenze gezogen wird. Wer setzt Grenzen, wer macht Regeln für wen? Wo sind unsere Freiheiten, sie selbst zu bestimmen? 

 

Viele der Orte, an denen Iris Andraschek in den letzten Jahren gearbeitet hat, waren starken Transformationen unterworfen, die zu Erosionen traditioneller Strukturen geführt und individuelle wie gesellschaftliche Neupositionierungen quasi erzwungen haben. Ihr Interesse gilt diesen Neupositionierungen zwischen den Wünschen nach Selbstverwirklichung und einem Aufgehobensein in der Gemeinschaft. 

 

Der Titel nimmt auch Bezug auf die Arbeit der Künstlerin mit betrunkenen und bezeichneten Mädchen. Eine Art Initiationsritus zwingt viele Mädchen in eine Phase der übersteigerten Weiblichkeit mit hochhackigen Schuhen, kurzen Röcken und Partys mit viel Alkohol. Die Rituale der Altersgruppe, welche sich mit Stephen Heath als „In the masquerade the woman mimics an authentic – genuin – womanliness“ beschreiben ließen, beschäftigen die Künstlerin in mehrfachem Sinn: Die konsequente Selbstständigkeit und Hartnäckigkeit im riskanten Tun als Künstlerin, die Wichtigkeit der Kamera und das Festhalten und Veröffentlichen der Fotos als Fotografin, der Akt des Bezeichnens der Körper als Zeichnerin ebenso wie der Zugriff der gleichaltrigen Männer auf solche Bilder in der Rolle von Arrangeuren, Voyeuren und Publizisten im Internet sowie jener der älteren Männer als Moralisten und Interpreten.

My life – my rules,  Kunstraum Weikendorf, 2011

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gemeinsam mit Hubert Lobnig